Heimat

dialekt_a2Wie sprichst du?

Hochdeutsch? Oder Dialekt?
Wo fühlst du dich sprachlich zu Hause?
Foto: flickr, mkorsakov

Pro und contra Dialekt 

Noch im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland 39 Einzelstaaten. Jeder dieser von Fürsten regierten Staaten hatte sein eigenes Lokalkolorit, auch seinen eigenen Dialekt. Erst kam der deutsche Nationalstaat, dann Radio, Film und Fernsehen. So verstärkte sich der Druck Richtung gemeinsamer Hochsprache. Doch für viele bleibt der Dialekt ein wichtiges Stück Heimat und so manche sind traurig, wie er im Zeitalter der Globalisierung und der Auflösung von Grenzen an Bedeutung zu verlieren scheint.

Die Heimat auf der Zunge tragen

“Ob man will oder nicht: Wenn man mit einem Dialekt aufgewachsen ist, ist man an jedem Ort mit seiner Heimat verbunden. Schließlich trägt man sie ja auf der Zunge. Lustigerweise habe ich so meine Heimat erst entdeckt, als ich von daheim weggezogen bin – weil ja die Leute dort, wo ich jetzt wohne, anders reden. Mit Akzent sprechende Menschen sollten aber auf die Situation achten: Im Seminar kommt Schwäbisch nicht so gut an, und die Nachrichtensprecher im bayerischen Radio müßten auch noch mal einen Sprecherkurs belegen – Dialekt im Radio klingt einfach fürchterlich ;-)!”  
Jost B., 29 Jahre, Redakteur aus Emmendingen im Schwarzwald

Diese Leute kommen mir etwas rückständig vor
“Bei uns am Gymnasium wird nicht viel Bairisch gesprochen. Die Kinder, die Bairisch sprechen, die sind meist nicht so gut in der Schule, vor allem nicht so gut in Deutsch. Auf Hauptschulen und Berufsschulen, da sprechen die Kinder eigentlich sehr viel Bairisch. In der Früh, an meiner U-Bahn-Station, da ist eine Berufsschule. Und die Mädchen da, die sprechen ganz “geschertes” Bairisch. Wenn jemand Bairisch spricht, finde ich es teilweise schön. Aber diese Leute kommen mir oft geistig ein bisschen rückständig vor.”  
Ulf S., 17 Jahre, Gymnasiast, München 

Das ist so vertraut, ich fühle mich gleich zu Hause
“Ich höre in den Städten, in denen ich gelebt habe, den Dialekt immer gerne. Berlinerisch, immer sehr gern. Das finde ich eine ganz angenehme Sache. Und Kölsch eigentlich auch. Nicht dieses ganz krasse, aber hier der normale Tonfall. Ich freue mich auch jedesmal, wenn ich zu Besuch zu Hause bin. Das erinnert gleich an die Kindheit. Das macht Spaß. Und an anderen Orten: Weil man die Leute versteht, im Gegensatz zu manchen anderen Leuten. Ich finde es o.k., aber ich persönlich spreche das nicht und lebe es nicht aus.”  
Johannes A., 27 Jahre, Journalist, Köln 

dialekt_a1Minderheit gegen Mehrheit
Schwer ist es für die Schweizer und die Österreicher: im deutschen Sprachraum ist Hochdeutsch – allein von der Zahl der Sprecher – übermächtig: 80 Millionen Deutsche gegen 8  Millionen Österreicher und 6 Millionen Deutschschweizer. Hochdeutsch ist somit die gängige Kommunikationssprache innerhalb des deutschen Sprachgebiets.
Foto: flickr, mkorsakov

In den Karnevalswochen sehr gefragt
“Hier in Köln wird Dialektsprechen gerade im Karneval sehr gepflegt. Gruppen wie ‘De Höhner’ oder ‘Bläck Fööss’. Die sind dann ganz groß in dieser Zeit, in diesen Karnevalswochen. Sehr gefragt bei allen Veranstaltungen. Andere Gruppen wie die Kölner “BAP” oder auch die bayrische ‘Biermösl Blosn’ gehören nicht in die Ecke. Das sind sehr spannende Volksmusik-Projekte. Die sind oft musikalisch auch ganz prima, und mit ihren Texten nehmen sie kritisch den Alltag aufs Korn.”  Uwe T., 32 Jahre, Musiker, Köln 

Öcher Platt – Die Jugendlichen haben leider wenig Interesse
“Das Öcher Platt ist absolut “in”. So nennen wir unseren Dialekt, wie er in Aachen gesprochen wird. Besonders die Älteren sprechen den Dialekt immer, ohne Ausnahme. Er ist auch nicht verpönt. Er ist hochangesehen und wird auch sehr gefördert. Aber natürlich geht es in meinem Beruf nicht, dass ich mit Leuten, die von auswärts kommen, Öcher Platt rede. Die Jugendlichen haben leider weniger Interesse, Dialekt zu sprechen. In den Schulen wird das nicht mehr gepflegt. Die bekommen das nur zu Karneval mit.”   Christa W., 45 Jahre, Geschäftsfrau in Aachen 

Ich bin oft ausgelacht worden
“Schon bei meinem Vater konnte ich sehen: Sobald er beruflich mit Leuten sprach, oder sobald wir an einem anderen Ort in Deutschland waren, hat er nur Hochdeutsch gesprochen. Dialekt, das war mehr für das Private, für zu Hause. Und außerhalb, da wurde umgeschaltet. Ich habe auch noch genau in Erinnerung, dass ich früher oft ausgelacht wurde. So war ich einmal zu Besuch bei Bekannten, und die haben mich ständig gehänselt. Sie versuchten, die Worte in meinem Dialekt nachzusprechen.”  Eva I., 39 Jahre, Lehrerin, Nürnberg

 

  • Wie die Leute reagieren, wenn ich Dialekt spreche …
  • In meiner Stadt/ in meinem Land: Bei uns …
  • Ich finde, … Meiner Meinung nach …

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