Verhalten

verhalten_klingeln2Ich bin’s!

Was macht diese Person? Kommt sie spontan vorbei? Oder hat sie sich angemeldet?

Klingeln und fragen: “Kann ich kurz mal reinkommen?”

Scheinbar ganz selbstverständlich: Sich gegenseitig besuchen. Unangemeldet. Die Nachbarn, einen Kollegen, Verwandte. Kurz an der Haustür geklingelt: “Grüß dich, ich wollte dir nur was erzählen”. Nicht immer geht das. Warum nicht? Mögen Menschen in Deutschland keine Besucher?

verhalten_klingeln3Ilse H., 58: Wenn nicht aufgeräumt ist, lass ich niemand rein
Klingeln Leute bei Ihnen unangemeldet an der Tür?
“Also, an der Tür klingeln bei mir: Zeitungsträger; der Postbote, wenn er etwas abzugeben hat, einen Eilbrief oder so; oder Kinder klingeln.”

Und wenn andere kommen?
Also meine Kinder klingeln dreimal. Die rufen auch nicht immer vorher an, die kommen schon mal so vorbei. Dreimal klingeln, dann weiß ich: “Aha, das ist irgend jemand von unserer Verwandtschaft”.

Und Freunde?
Die rufen immer vorher an. Man macht einen Termin aus, und die Betreffenden sagen, sie kommen dann und dann. Das geht gar nicht anders, weil wir einfach zu wenig daheim sind. 

Machen Sie manchmal die Tür nicht auf?
Ja, wenn ich gerade eine unordentliche Wohnung habe. Dann lass ich niemand rein. Das mag ich nicht. Ich bin einfach nicht da. Ich mag keine unaufgeräumte Wohnung herzeigen. 

Und wenn es eine Freundin ist?
Dann sag ich: “Um Gotteswillen, ja was ist jetzt? Du darfst schon rein, aber aufräumen darfst du mir nicht!” Dann gehe ich aber nicht ins Wohnzimmer, sondern ich bleibe in der Küche. Wenn wir eine Tasse Kaffee trinken. Die Küche ist nämlich immer aufgeräumt.”

Monika U., 55: Immer unterwegs
“Ja, ich weiß genau, ob jemand kommt. Das ist in 99 Prozent der Fälle verabredet. Ob das meine Tochter ist oder ein Kollege, das ist egal. Die rufen immer vorher an. Es sei denn, es ist eine Nachbarin, aber die ist dann schon im Haus. 

Meine Kinder, die Gisela und der Peter, die rufen immer vorher an und fragen: “Bist du zu Hause? Kann ich mal schnell vorbeikommen und was holen?” 

verhalten_klingeln1Doris S., 48: Bei mir ist immer Haus der offenen Tür
“Sicher 70 Prozent sind bei mir Besucher, die sich nicht angemeldet haben. Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch. Mein Partner hat das weniger gern, er möchte nicht dauernd Leute um sich haben. Mir gefällt es. Mir macht es auch nichts, wenn gerade nicht aufgeräumt ist oder gerade geputzt wird. Wer unangemeldet kommt, muss eben damit rechnen. Den darf das nicht stören. Auch nicht, dass ich gerade im Jogging-Anzug herumlaufe. 

Die meisten kommen zu mir mit ihren persönlichen Problemen. Wir sitzen dann am Esstisch und besprechen das. Meist gibt’s dann auch was zu essen. Kochen finde ich schön, das macht mir gar nichts. Ob da nun drei oder fünf Personen essen, ist egal. Vorher heißt es, dass irgendeiner kommt – und schließlich sitzen acht Leute hier.  Foto: Flickr, Brenda Annerl

Unsere Nachbarin, ja das ist eine Katastrophe. Sie schellt einfach und kommt – unter irgendeinem blöden Vorwand – rein und sagt z.B.: “Ach wissen Sie’s schon, es gibt ein supertolles Angebot im “Lidl” oder im “Plus” Dann legt sie mir das auf den Tisch. Sie wahrt einfach die Privatsphäre nicht.” 

verhalten_klingeln4Stefan B., 23, Pankow: Seit der Wende haben sie alle keine Zeit mehr
“Früher hast du gesagt: O.k., jetzt hab’ ich Lust, hab’ freie Zeit, dann bist du losgetobt, ob jemand da ist. Da hab’ ich gemerkt, das ist im Westen absolut nicht; die kriegen da immer ‘n halben Herzschlag, wenn du da einfach so halli-galli mal klingelst: “Ich trink’ jetzt n’ Kaffee mit dir!” – “Um Gotteswillen, was will denn der?” ….

Die Leute sind auch weniger zu Hause; früher, wenn du irgendwo hingegangen bist, hast geklingelt, war die Wahrscheinlichkeit, dass du jemanden antriffst, irgendwie größer.”

Eine Grundregel lautet: zum westlichen “Lifestyle” gehört ganz wesentlich der vielgehörte Satz: “Tut mir leid, ich habe keine Zeit”. Alle haben sie ihre Termine, genau eingeteilt über den ganzen Tag. Auch am Wochenende. Man hat beschäftigt zu sein. Sonst fragen die anderen noch: “Ist was nicht in Ordnung mit dir? Du bist so oft zu Hause…” 

Und das bedeutet: Unangemeldet einfach so vorbeikommen, geht nicht. Man muss vorher anrufen und einen Termin ausmachen. So ist auch Vorsicht angebracht bei dem oft locker dahingesagten Spruch: “Kommen Sie doch mal bei uns vorbei!”. Damit ist schon eher gemeint: “Rufen Sie doch mal an! Vielleicht können wir dann einen Termin ausmachen …”
 

  • Unangemeldet bei jemandem klingeln, ist o.k./nicht o.k., weil …
  • In meiner Stadt/ in meinem Land: Bei uns …
  • Ich finde, … Meiner Meinung nach …

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