Erste Eindrücke

menschenMenschen

in Deutschland.

Wie verhalten sie sich?
Wie gehen sie miteinander um?
Kommt man mit ihnen leicht in Kontakt?

Meine ersten Eindrücke von Menschen in Deutschland

Der eine will es ruhig haben, der andere ist gesellig. Der eine findet schwer Kontakt, der andere leicht. In unserem eigenen Land ist es so. Jeder ist ein bisschen anders. In einem anderen Land meinen wir oft, die Unterschiede zu den eigenen Landsleuten seien groß. Wir sagen dann sehr schnell: “Die Deutschen sind so…”, “Die Spanier sind so…” usw. Je näher wir aber den einzelnen Menschen im Auge haben, umso stärker werden die Gemeinsamkeiten.

Die Eindrücke sind oft sehr unterschiedlich:

Nicht so ‘schäumend’ (Edit, 17, Austauschschülerin, Ungarn)
“Ich komme z.B. aus Budapest, und es war ziemlich hart, mich daran zu gewöhnen, dass hier das Leben nicht so ‘schäumend’ ist. Es ist immer ruhig, die Leute handeln nie voreilig.”

Kontakte finden, ist schwer (Katharina, 25, London, England)
“Kontakte zu Leuten – das ist nicht so einfach. Das geht nicht so schnell. Aber das finde ich ganz normal, da braucht man mehr Zeit. Vielleicht, wenn man hier arbeitet.”

In Biergärten (Victoria, 30, Malaga, Spanien)
“In einer Gruppe sein, ist eine gute Hilfe, Kontakte zu bekommen. Mir gefällt zum Beispiel sehr gut, wie sich die Menschen in Biergärten verhalten . Man kann viel reden. Das ist ja das Problem von Ausländern, die nach Deutschland kommen und hier Deutsch lernen möchten: Wir suchen Möglichkeiten, mit Deutschen sprechen zu können.”

Kurze Eindrücke

  • Man hat zu wenig Zeit für Freunde.
  • Man kann einfach ‘tschüs’ sagen und das war’s dann.
  • Die Menschen wollen reden, aber sie sitzen stundenlang allein.
  • Mit Ausländern sprechen Deutsche immer gleich Englisch.
  • Man lebt nach einem genauen Plan und will alles kontrollieren.
  • Die Stimmung der Leute ändert sich je nach Jahreszeit.
  • Man hilft nicht, es heißt immer: Sie können das selber herausfinden.
  • Ich finde, die Leute sind nicht so höflich und hilfsbereit.
  • In Deutschland fehlen die Berührungen.
  • Deutsche sind sofort gereizt und schimpfen.
  • Mir gefällt die du-Sie-Unterscheidung.
  • Es wird scharf getrennt: ‘Das ist mein Zimmer, das geht dich nichts an!’
  • Man kann schöne Partys machen – ohne großen Aufwand.

Deutsche sind ein bisschen kalt (Tatjana, 24, Sverdlovsk, Russland)
“Ich konnte anfangs noch gar nicht gut Deutsch sprechen. Niemand hat mir gesagt, was ich machen soll. Wo ich welche Papiere bekomme. Deutsche sind ein bisschen kalt. Sie leben für die Arbeit, aber sie arbeiten nicht für das Leben. Sie arbeiten viel, gehen bald schlafen und haben keine Zeit für Freunde. Es gibt nicht solche Freundschaften wie bei uns. Hier habe ich einen Freund, viele Verwandte und auch andere Russlanddeutsche. Trotzdem: Auch sie sind nicht mehr so wie in Russland. Alle haben sie viel zu tun.”

Die Menschen sind nicht so höflich (Luisa, 23, Wenzhou, China)
“Ich finde, die Menschen sind nicht so höflich. In China ist man höflicher und freundlicher. Auch ein bisschen hilfsbereiter, wenn man Hilfe braucht.”

Voller Sehnsucht nach Kommunikation (Hugo Velarde, 38, Bolivien)
“Die Menschen wollen reden, aber ohne Alkohol können sie’s kaum. Es ist ein verinnerlichter Zwang, der die Menschen stundenlang allein sitzen läßt, voller Sehnsucht nach Kommunikation starren sie vor sich hin. Richtet man jedoch auch nur ein Wort an sie, gibt es kein Halten, sie reden so darauf los, daß es keine Rettung mehr gibt.” (Die Zeit)

Mir gefällt die Du-Sie-Unterscheidung (Randy Kaufman, 46, USA)
“Am besten gefällt mir die Du-Sie-Unterscheidung, weil sie nicht gleich aus jedem entfernten Bekannten einen ‘friend’ macht und gleichzeitig, vor allem mit Frauen, manchen Anlass zu schönen, erotischen Spielereien gibt.” (Die Zeit)

Die Stimmung ändert sich nach Jahreszeit (Mala Khaing, 28, Birma)
“Die Launen der Menschen können aber auch damit zu tun haben, dass sich die Stimmung hier durch die Jahreszeiten sehr stark verändert. Im Winter sind alle so verschlossen, die ganze Stadt ist wie tot. Im Frühling merkt man dann, dass mit den Knospen die Kraft des Lebens wiederkehrt, und im Sommer sind alle sehr offen und freundlich”. (Die Zeit)

Ohne große Kosten schöne Partys (Mala Khaing, 28, Birma)
“Sehr schön finde ich, dass man hier in Deutschland auch ohne große Kosten schöne Partys feiern kann, es gibt ein paar Früchte, und jeder bringt etwas mit. Jedenfalls muss man nicht unbedingt aufwendiges Essen kochen, wenn man Freunde einlädt. Ich habe bei solchen Gelegenheiten schon viele nette Leute kennengelernt, und ich mag es, dass man auf Partys mit fremden Menschen offen über persönliche Dinge reden kann.” (Die Zeit)

Anderes Verständnis von Freundschaft (Mala Khaing, 28, Birma)
“Ich erinnere mich an die Zeit in Birma, als ich mal krank war: Ich hatte das Gefühl, für immer und ewig mit diesen Mädchen befreundet zu sein. Hier in Deutschland hatte ich noch nie eine wirkliche Freundin. Manches macht dieses andere Verständnis von Freundschaft aber auch einfacher, denn wenn mich jemand verletzt und ich mit diesem Menschen nichts mehr zu tun haben will, dann sage ich ‘tschüss’, und das war’s.” (Die Zeit)

Meine deutsche Familie ist so gastfreundlich wie in Georgien (Gaga Tschcheidse, 39, Georgien)
“Wenn ich in Deutschland bin, wohne ich immer bei Freunden und zähle dort schon fast zur Familie. Dort fühle ich mich sehr wohl und würde sagen, dass ihre Gastfreundschaft wirklich so ausgeprägt ist wie in Georgien, dort ist der Gast heilig. Als Gastgeber sind die Deutschen wirklich besser als ihr Ruf. So ist das einzige, was ich hier vermisse, dass täglich unangemeldete Freunde vorbeikommen, die ganze Nacht bleiben, Wein trinken und diskutieren.” (Die Zeit)

Das ist meine Angelegenheit (Suh Eu-ok, 43, Süd-Korea)
“In Deutschland wird scharf getrennt: Dies ist meine Angelegenheit – das ist deine Angelegenheit. Wenn meine Töchter sagen: ‘Das ist mein Zimmer, es geht dich nichts an, wie es dort aussieht!’ oder ‘Das ist meine Nase, und ich kann bestimmen, ob da Löcher oder Ringe reinkommen’, dann empfinde ich das als befremdlich… Aber vielleicht ist es wie mit dem Reis. In Deutschland isst man ihn gerne körnig, jedes einzelne Reiskorn ist vom anderen getrennt. In Asien dagegen muss der Reis fest sein und zusammenkleben”. (Die Zeit)

Die Berührungen fehlen (Said, Iran)
“Anfangs pflegte ich, wenn jemand etwas hatte fallen lassen, dieses Etwas aufzuheben, hinzugehen, gar die Person anzufassen und zu sagen: ‘Entschuldigung, Sie haben was verloren’. Heute tue ich das nicht mehr. Heute mache ich höchstens den Verlierer darauf aufmerksam, dass er etwas verloren hat. Also die Berührungen fehlen immer mehr. Ich habe einmal in einem längeren Gedicht geschrieben: ‘Deutschland ist ein Hohlraum’. Damit meine ich eben, dass die Berührungen fehlen.” (SZ)

Man lebt nach genauem Plan (Aboubacar Souare, 36, Guinea)
“Man lebt gerne nach einem genauen Plan und sehnt sich danach, alles kontrollieren zu können. Das funktioniert so lange, bis etwas Unvorhergesehenes passiert und Improvisation verlangt wird. In dieser Hinsicht sind Afrikaner durch ihre andere Sozialisation viel flexibler. In Deutschland habe ich schon einige Male erlebt, wie unangekündigter Besuch regelrechte Panik auslöste . Sofas wurden gerückt, der ganze Haushalt war in Aufruhr.” (Die Zeit)

Man verzeiht nicht gern Fehler (Aboubacar Souare, 36, Guinea)
“‘Djikke’ beschreibt eine Form der Rücksichtnahme gegenüber Verwandten oder Freunden, die einem unrecht getan haben. Man verzeiht ihnen, weil man sich darauf besinnt, wie lange man schon befreundet ist und was man schon alles gemeinsam erlebt hat. Außerdem vergibt man einer Person schneller einen Fehler, wenn man mit deren Angehörigen oder Freunden in guter Verbindung steht. Ein vergleichbares Verhalten habe ich in Deutschland noch nie erlebt… Deswegen enden in Deutschland viele Freundschaften und Beziehungen sehr abrupt”. (Die Zeit)

Die Götter der Rationalität geopfert (Aboubacar Souare, 36, Guinea)
“Meiner Meinung nach herrscht in Deutschland ein spirituelles Vakuum, worin ich einen wichtigen Grund für die Unzufriedenheit vieler Menschen sehe. Die Europäer haben ihre Götter der Rationalität geopfert. Weil man auf alle Fragen nur wissenschaftliche Antworten sucht, entwickelt sich die Gesellschaft in eine Richtung, die eher den Körper als die Seele ernährt… Viele versuchen diese Leere zu kompensieren, indem sie zum Beispiel Yoga oder Tai Chi lernen. Andere gehen zur Psychotherapie, die auf dem besten Wege ist, eine kleine Industrie zu werden.” (Die Zeit)

Kleinlich und auf Distanz (Alfonsio Bambang Subagio, 32, Indonesien)
“Bei meiner ersten Anstellung, da wurde an meinem Schreibtisch auch gleich das Telefon abmontiert, weil sie dachten, ich würde andauernd nach Indonesien telefonieren. Bloß weil ich einmal mit einem Freund, der aber hier lebt, ein kurzes Gespräch auf indonesisch geführt hatte. Noch schlimmer fand ich aber, dass man mich bei den Konferenzen nicht dabeihaben wollte. Das ginge nicht, hieß es, weil Geschäftsgeheimnisse besprochen würden.” (Die Zeit)

Große Tierliebe (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Die meisten Tiere werden sehr gefüttert, und es ist schön, wenn beispielsweise Hundebesitzer ihre Pudel anziehen oder ihnen Schleifen ins Haar binden: Das sind Zeichen der Liebe, denn Hunde brauchen ja keine Kleidung.” (Die Zeit)

Sehr wenige Leute bei Beerdigungen (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Ich habe mal eine Weile auf einem Friedhof gearbeitet und dort häufig Beerdigungsgesellschaften beobachtet. Dass viele Leute die Leichen der Angehörigen verbrennen, finde ich zwar befremdend, aber verständlich, schließlich gibt es in ganz Europa Platzmangel. Aber mehr noch wundere ich mich darüber, wie wenige Leute hier an Beerdigungen teilnehmen. Offensichtlich kommen nie Fremde zu diesem Ereignis, was in Angola undenkbar wäre.” (Die Zeit)

Im Krankenhaus wird alles den Schwestern überlassen (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Die Kranken bekommen zwar Blumen geschenkt, aber die wenigen Besucher bleiben meistens nur kurz und überlassen alles den Schwestern.” (Die Zeit)

Sie machen es sich in Liebesbeziehungen sehr schwer (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Ich finde, dass die Deutschen es sich in Liebesbeziehungen sehr schwer machen, besonders die Verheirateten. Wenn man sich schon lange kennt, liebt und einander vertraut, aber das Sexualleben nicht mehr so gut funktioniert, dann sollten sich Mann und Frau nicht im Wege stehen, wenn es darum geht, sich irgendwo anders eine Geliebte oder einen Geliebten zu suchen. Doch in Deutschland gibt es viele Männer, die lassen ihre Frauen nicht einmal allein auf Partys gehen. Und das, obwohl auf deutschen Partys die Konversation im Mittelpunkt steht.” (Die Zeit)

Große Angst, sich zu blamieren (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Niemand singt auf deutschen Partys, weil die Deutschen immer nur das machen, was sie gelernt haben. Wer keine professionelle Gesangsausbildung hat, der singt nicht, aus Angst sich zu blamieren. Das ist bei sehr vielen Dingen so, auch im Berufsleben. Ich vermute, dass die Deutschen deswegen auch keine guten Händler sind, weil die Welt des Handels die Welt des Risikos ist, wo es oft weniger auf Professionalität als auf Intuition ankommt.” (Die Zeit)

Deutsche tanzen anders (Toko Kiezi, 25, Angola)
“Anders als in Afrika tanzt man hier nur, um sich zu amüsieren. Bei uns dagegen muss man dem Rhythmus gehorchen – deswegen sieht es immer ganz anders aus, wenn man Afrikaner und Deutschen beim Tanzen zusieht. Deutsche bewegen sich mit dem ganzen Körper und wirbeln viel mit den Armen, Afrikaner halten den Oberkörper eher ruhig und bewegen sich vor allem mit den Hüften”. (Die Zeit)

Unfähigkeit zum Small Talk (Suzanne Leduc, Kanada)
“Trotz der vielen Kneipen und Cafes, die ich sehr mag, existiert in Deutschland keine öffentliche Kultur… Man muss ja nicht gleich schunkeln, aber es ist diese Unfähigkeit zum Small Talk, die die Konversation oft so zäh macht. Auf Partys muss ich ständig das Gespräch in Gang bringen: Es ist eine Tortur, die Leute sagen einfach nichts. Womöglich sind viele auch einfach nur schüchtern und unsicher, denn wenn man lieb zu den Deutschen ist, sind sie dafür sehr dankbar.” (Die Zeit)

Deutsche mögen Urwälder und Einsamkeit (Suzanne Leduc, Kanada)
“Oft ist es mir schon passiert, dass Leute glänzende Augen bekamen, wenn sie hörten, dass ich Kanadierin sei. Viele beginnen dann gleich von ihrem Urlaub zu erzählen oder davon, dass sie so gerne mal die kanadischen Wälder und die tolle Landschaft sehen würden… Ich selbst finde Urwälder furchtbar langweilig und bin ja schließlich wegen dieser öden Einsamkeit von dort weggegangen. Ich mag es viel lieber, wenn man beim Spazierengehen hier einen Kirchturm und dort ein Schwimmbad am Horizont sieht, aber das ist offenbar das Gegenteil von dem, was die meisten Deutschen auf ihren Spaziergängen sehen wollen”. (Die Zeit)

 

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