Erste Eindrücke

strasseAuf der Straße

durch die Stadt.
Zum ersten Mal in Deutschland.

Was fällt auf? Was ist anders?

Die ersten Eindrücke vom Alltagsleben in Deutschland

Zum Beispiel bei einer Fahrt durch eine Stadt. Wir schauen aus der Bahn, aus dem Auto, aus dem Bus. Alles noch aus der Ferne, durch die Scheibe unseres Fahrzeugs.

 

Oder wir gehen zu Fuß durch diese Stadt. Jetzt rücken uns die Geschäfte, die Menschen, das Leben auf den Straßen viel näher. Wir sehen, wie sich die Leute bewegen, wie sie reagieren, wie das Alltagsleben abläuft. Es ist gut, sich Zeit zu nehmen für genaue Beobachtungen.

 

Hier zwei Eindrücke, die sehr unterschiedlich ausfallen. Warum?

Sehr voll (Laura Thoman, 16, USA)
“Ich finde, dass es hier überall sehr voll und überfüllt ist.”

Völlig leer (Lena Szankay, 32, Argentinien)
“Manchmal, wenn ich in Berlin nachmittags aus dem Fenster schaue, komme ich mir vor wie in einem Science-fiction-Film: Die Stadt ist völlig ausgestorben, in den Häusern brennt kein Licht, und in den Straßen stehen leere Autos herum. Ein Gefühl, als wäre gerade eine Neutronenbombe eingeschlagen…”

Und einige Eindrücke, in Kurzfassung:

  • Mich beeindruckten die Städte mit ihren schönen Gebäuden.
  • Die Menschen wirken nicht so freundlich, sie lächeln nicht.
  • Es gibt zu viel Reklame für Sex.
  • Die Radfahrer sind sehr rücksichtslos.
  • Die Leute schauen einander nicht in die Augen.
  • Man sieht sehr viele Ausländer auf der Straße.
  • Wer bei Rot über die Straße geht, bekommt eine Strafe.
  • Die Leute sind nicht so elegant gekleidet.
  • Jeder fährt schön brav in seiner Spur.
  • Es gibt Container für alle Arten von Abfall.
  • Niemand spuckt auf den Boden.
  • Es gab nirgends Schilder oder Wegweiser.
  • Ganz toll finden wir die vielen Rolltreppen.

Im folgenden ausführliche Äußerungen aus einer Umfrage:

‘Weg hier! Das ist ein Fahrradweg!’ (Suna K. , 27, Studentin, Korea)
“In Frankfurt stand ich an der Haltestelle und wartete auf den Bus. Mein Vater war mit dabei, und er wusste nicht, dass er sich auf dem Fahrradweg befand . Ein Radfahrer hat ihn richtig weggestoßen. ‘Weg hier! Das ist ein Fahrradweg!’. Auch eine Frau hat uns böse angeschaut. ‘Ja, er ist im Recht’, meinte sie. ‘Sie müssen schon aufpassen!’ “

Toll sind die vielen Rolltreppen (Austauschschüler, Jungen und Mädchen, 15 -18, Verona, Italien)
“Ganz toll finden wir die vielen Rolltreppen. Die Stadt ist sehr sauber, alles wirkt so groß – die Straßen, die Häuser, die Geschäfte. Es gibt auch sehr viel Grün, viele Parks. Und viele Tiere in den Parks: Eichhörnchen, Vögel, Hunde. Aufgefallen ist uns die Zigarettenreklame in Italien ist sie verboten.”

Die Menschen schauen sich nicht in die Augen (Tamara, 29, Udine, Italien)
“Mir fällt auf, dass die Leute auf der Straße überhaupt nicht links und rechts schauen. Sie gehen schnurstracks in eine Richtung. Sie schauen anderen nicht in die Augen. In Italien wirken die Leute nicht so streng. Wir gehen auch schnell, aber da wird schon mal was zu anderen gesagt. Ein paar nette Worte.”

Überall schöne Gebäude (Laura Thoman, 16, USA)
“Als ich nach Deutschland kam, beeindruckten mich vor allem die Städte mit ihren schönen Gebäuden. Entsetzt war ich, wie viele Leute noch rauchen, besonders Jugendliche . Ich finde auch, dass es hier überall sehr voll und überfüllt ist.”

Reklame für Sex (John Anderson, 17, USA)
“Es war für mich schon sehr überraschend, wie unverfroren offen für Sex Reklame gemacht wird.”

Nirgends Schilder oder Wegweiser (Marie, 23, Italien)
“Wir wollten ins Museum. Aber es gab nirgends Schilder oder Wegweiser. Nun: ich bin schon viel gereist, da ist es kein Problem, den Weg selbst zu finden. Jedes Land hat ein etwas anderes System.”

Die Menschen wirken nicht freundlich (Amber,  24, Portland, Oregon, USA)
“Die Menschen wirken nicht so freundlich. Wie sie auf der Straße gehen: manche sehen einem zwar direkt in die Augen, aber ohne jedes Lächeln. Es kommt schon mal vor, aber selten. Sobald man sie aber kennenlernt, ist alles in Ordnung. Sie sind freundlich und ganz o.k.”

Alles ist so ordentlich (Adelaide, 22, London, England)
“Alles ist so sauber. Ganz anders als in London. Wer die Straße bei Rot überquert, bekommt eine Strafe . Auch Leute die unerlaubt Abfälle irgendwo wegwerfen . Niemand spuckt auf den Boden. Auch sonst funktioniert alles genau nach Zeitplan.”

Viele Ausländer (Tamara, 29, Udine, Italien)
“Bei uns gibt es nicht so viele Menschen aus verschiedenen Ländern. Hier kann man viele Ausländer auf der Straße sehen. Bei uns beginnt das erst allmählich. Aber wir sind natürlich eine kleine Stadt. Ich finde das gut, ich denke, wir werden in diese Richtung weiter gehen.”

Verschiedene Müll-Container (Victoria, 30, Malaga, Spanien)
“Neu für mich waren die vielen Container für Müll . Es gibt Container für grünes Glas, für braunes Glas, für weißes Glas, für Karton, Papier oder Alu. So viele verschiedene Arten von Abfall. Das war für mich ein Schock. Was soll ich machen? Ich kann doch das nicht alles getrennt entsorgen! Bei uns kann man Verpackungen und Flaschen im Supermarkt abgeben. Die sind dann für die Entsorgung zuständig.”

Die Zeitungskästen auf der Straße (Iwan, 27, Minsk, Weißrussland)
“Ich sah diese Kästen mit Zeitungen auf der Straße . Ich war neugierig, was die Leute da machen. Ich wusste gar nicht, ob hier jemand die Zeitungen verkauft oder wie das funktioniert. So beobachtete ich einmal eine Frau, die zu den Kästen ging, einen Kastendeckel öffnete und sich eine Zeitung herausnahm. Ich fragte mich, ob da irgendwo jemand sitzt und aufpasst, ob diese Frau wirklich das Geld für diese Zeitung einwirft oder ob sie die Zeitung stiehlt. Mich hat das sehr überrascht, als ich merkte, dass die Leute, die hier eine Zeitung nehmen, auch so ehrlich sind und dafür bezahlen. Genauso ist es bei Geschäften. Die Sachen sind außen, vor dem Laden. Niemand passt auf diese Sachen auf. Die Leute kommen vorbei, sehen sich die Sachen an. Wenn sie etwas kaufen möchten, nehmen sie das und gehen in den Laden zum Bezahlen rein.”

Autofahrer sind sehr diszipliniert (Nurit, 26, Studentin, Tel Aviv, Israel)
“Alles ist sehr weiträumig, die Straßen sind breit und sauber. Und sehr in Ordnung. Jeder geht und fährt schön brav geradeaus. Immer geradeaus. Zum Beispiel auf der Autobahn : alle fahren sie in ihrer Spur, mit richtigem Abstand. Auch die Straßen selbst sind nicht holprig, sondern immer glatt asphaltiert. Und überall sind Schilder, die anzeigen, wohin man gehen oder fahren muss. Man muss sie nur lesen können.”

Verkehrsregeln auch für Radfahrer (Victoria, 30, Malaga, Spanien)
“Ich bin mit dem Fahrrad zum Studentenwohnheim gefahren. Und zwar auf der linken Straßenseite statt – wie es richtig wäre – auf der rechten. Plötzlich rief mir jemand zu, ich dürfe so nicht fahren. Ich wusste das nicht.”

Die Stadt ist völlig ausgestorben (Lena Szankay, 32, Argentinien)
“Manchmal, wenn ich in Berlin nachmittags aus dem Fenster schaue, komme ich mir vor wie in einem Science-fiction-Film: Die Stadt ist völlig ausgestorben, in den Häusern brennt kein Licht, und in den Straßen stehen leere Autos herum. Dieses Gefühl, als wäre gerade eine Neutronenbombe eingeschlagen, ist sicher die negative Seite der ausgeprägten Individualität in Deutschland. Auf der Straße findet kein Austausch statt, niemand bittet den anderen um Zwiebeln oder was sonst gerade fehlt. Ich vermute, dass daran auch das Ladenschlussgesetz schuld ist, denn die Stadt stirbt, sobald die Läden zumachen” (Die Zeit)

Jeans-mit-Pullover-Tracht statt Anzüge (Aboubacar Souare, 36, Guinea)
“Ich habe seit meinem Studium in Conakry gelebt, einer Stadt, in der man sich gerne diskret und sehr elegant kleidet. So habe ich, als ich zuerst nach Göttingen zog, ebenfalls häufig Anzüge getragen. Doch jedesmal, wenn ich so gekleidet irgendwo auftauchte, wurde ich unweigerlich gefragt, ob ich Geburtstag hätte. Nun, die schlichte und tendenziell farblose Jeans-mit-Pullover-Tracht, die in Deutschland favorisiert wird, hat andererseits den Vorteil, dass man vielleicht weniger auf die Kleidung als auf die Persönlichkeit eines Menschen achtet.” (Die Zeit)

 

Eigenen Beitrag oder Kommentar schreiben

Ein Beitrag

  1. Vanesa Ballesteros
    Erstellt am 18. Mai 2011 um 10:40 | Permanent-Link

    Die Stimmung in Deutschland ist etwas komisch in Deutschland, in etwa wie nach einem Neutronenbombenangriff. Die Straßen sind leer, alles ist so ruhig, wie ausgestorben. Jugendliche flüstern auf den Straßen, um 10 Uhr abends sagt man mir, ich dürfte auf der Terrasse nicht mehr reden. So etwas habe ich noch nie erlebt. Deutschland ist deprimierend.

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder verteilt. Benötigte Felder sind mit * markiert

*
*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Erste Eindrücke und getagged , . Bookmarken: Permanent-Link. Eigenen Beitrag schreiben oder ein Trackback hinterlassen: Trackback-URL.