Ein Brief an euch

Liebe KALEIDOSKOP-Leserinnen und -Leser,

vielleicht wollt ihr erfahren, wie es zu der Idee KALEIDOSKOP gekommen ist.

Mein beruflicher Einstieg nach dem Studium war der Rundfunk. Die ersten Jahre in München (BR), später in London (BBC). Wenn ich für Sendungen recherchierte, spürte ich oft ganz hautnah, dass wir in unserem eigenen Land eine Vielfalt von Lebenswelten haben. Ich schrieb Beiträge und Features für den Hörfunk, moderierte Magazin-Sendungen. Immer mit der Absicht, mir und anderen unbekannte Lebensformen etwas näher zu bringen.

Aber ein noch größerer Sprung reizte mich: das außereuropäische Ausland. Erst New Delhi, danach Peking und später Tokyo. Insgesamt 10 Jahre. Bei meiner Tätigkeit an Universitäten gab es oft lustige, manchmal auch schmerzliche Missverständnisse. Das war unvermeidlich. Es fehlte ja – auf meiner Seite genauso wie auf der Seite der Studenten – an dem Alltagswissen der jeweils anderen Kultur. Also wollte ich mehr darüber wissen, was in den Köpfen der Menschen, unter denen ich jetzt lebte, vor sich ging. Als Produkt dieser alltagsethnologischen Neugier entstanden Bücher wie “Chinesen über China” und “Alltag in Indien”. Und Lehrbücher zu “Deutsch als Fremdsprache”.

Für mich sehr spannend war immer die Rückkehr nach Deutschland. Mit welchen Augen würde ich jetzt mein eigenes Land sehen? Was war mir plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich? Immer, wenn ein längerer Auslandsaufenthalt zu Ende war, ging ich wie ein Fremder durch meine Heimat und machte mir Notizen von meinen Irrationen. Wie einer, der gerade das erste Mal hier ist.

In dieser Zeit entstand die Idee zu KALEIDOSKOP. In vielen Lehrerfortbildungsseminaren, vor allem am Goethe-Institut in Moskau, testete ich meine Materialien “Lifestyle – Deutsche Alltagskultur”. Und zur gleichen Zeit entdeckte ich das neue Medium Internet als geeignetes Instrument für eine “interaktive Landeskunde”.

Seit vielen Jahren nun wächst das Projekt ständig, nicht zuletzt auch durch all die Forumsbeiträge aus aller Welt, zu einem interkulturellen Kaleidoskop des Alltagslebens. Einer Art “Alltagskunde international”.

Euch allen, die ihr so aktiv mitmacht, vielen Dank!

Wolfgang Hieber