Was sagt Ihnen das Wort Heimat?
"Das Wort Heimat kenne ich eigentlich nicht."
Warum nicht?
"Es ist für mich etwas negativ besetzt. Ich habe als Kind von meiner
Mutter eine Heimat vorgegaukelt bekommen, mit der ich nie etwas zu tun
hatte. Sie hat immer von ihrem Pommern gesprochen. Das sei auch meine Heimat,
hat sie immer wieder gesagt. Pommern kannte ich aber überhaupt nicht.
Erst später habe ich es durch zwei Reisen kennengelernt. Mein Zuhause
in meiner Kindheit und Jugend war Krefeld in Nordrhein-Westfalen. Zu Pommern
hatte ich nie eine Beziehung."
Und Ihre Mutter hat das nicht hinnehmen wollen?
"Nein, sie wollte es mir richtig einbläuen. "Pommern ist deine Heimat",
hat sie gesagt. Ständig hat sie von Pommern erzählt. Sie hat
damit nur das Gegenteil erreicht."
Hat Ihre Mutter also einen Fehler gemacht?
"Ja und nein. Der Vorteil: ich sehne mich nicht nach Heimat. Der Nachteil:
ich konnte mich auch nie irgendwo heimisch fühlen."
Und das Zuhause - mit welchem Gefühl ist es verbunden? "Es hat nichts mit einem Ort für mich zu tun. Es ist mit Menschen
verbunden. Wo Menschen sind, die mir was bedeuten, da ist auch Heimat."
Kennen Sie Heimweh?
"Nein, eigentlich nicht. Ich kenne nur Fernweh. Ich habe viele Jahre im
Ausland gelebt, mit meinem Mann. Und es hat sich gezeigt: da wo ich länger
lebe, fühle ich mich heimisch. Das heißt auch: ich bin da zu
Hause, wo ich mit meinem Mann lebe."
Und wie ist das Gefühl, wenn man an die Orte und in die Länder
zurückkehrt, wo man gelebt hat?
"Überall, wo ich gelebt habe, dorthin fahre ich gern zurück. Aber
ich habe da kein Heimatgefühl. Habe auch keine Sehnsucht, wieder
länger an diesem Ort zu bleiben. Ich bin wohl sehr stark ein Gegenwartsmensch.
Damit wird es auch zusammenhängen. Vielleicht ändert sich das
im Alter. Von Heimat reden, hat vermutlich auch mit Altern zu tun."