Selbstporträt

Julia Engelmann

in einem Poetry-Slam.

Was hat sie von sich zu erzählen? 

“Eines Tages, Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können… “

Einige Millionen klicken ihr Video bei YouTube an. Julia Engelmann ist ein Poetry-Slam-Star geworden. Sie packt in diese Kunstform, was ihr auf den Nägeln brennt. Ist sie glaubwürdig? Oder nur Schauspielerin? Die Meinungen gehen auseinander.

Ich warte zu viel ab…
Und ich denke zu viel nach, ich warte zu viel ab, ich nehm mir zu viel vor. Ich mach davon zu wenig. Ich halt mich zu oft zurück. Ich zweifle alles an… Ich würde gerne so viel sagen, aber bleibe meistens still, weil wenn ich das alles sagen würde, wäre das viel zu viel. Ich würde gern so vieles tun. Meine Liste ist so lang, aber ich werd eh nie alles schaffen. Also fang ich gar nicht an.

Ich bin so furchtbar faul …
Stattdessen häng ich planlos vorm Smartphone, wart bloß auf den nächsten Freitag. “Ach das mach ich später” ist die Baseline meines Alltags. Ich bin so furchtbar faul wie ein Kieselstein am Meeresgrund… Mein Leben ist ein Wartezimmer, niemand ruft mich auf. Mein Dopamin, das spar ich immer, falls ich’s noch mal brauche.

Du murmelst jedes Jahr die gleichen Vorsätze …
Und du? Du murmelst jedes Jahr neu an Silvester die wieder gleichen Vorsätze treu in dein Sektglas und Ende Dezember stellst du fest, dass du Recht hast, dass du sie dieses Jahr wieder vercheckt hast… Du wolltest abnehmen, früher aufstehen, öfter rausgehen, mal deine Träume angehen, die Tagesschau sehen, für mehr Smalltalk, Allgemeinwissen. Aber so wie jedes Jahr, obwohl du nicht damit gerechnet hast, kam dir wieder mal dieser Alltag dazwischen…

Einmal hätte ich fast …
Und die Geschichten die wir stattdessen dann erzählen werden, werden traurige Konjunktive sein wie ‘Einmal bin ich fast nen Marathon gelaufen und hätte fast die Buddenbrooks gelesen und einmal wär ich beinah, bis die Wolken wieder lila waren, noch wach gewesen und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und gesehen, wir sind die gleichen. Und dann hätten wir uns fast gesagt wie viel wir uns bedeuten’, werden wir sagen…

Lass uns Geschichten schreiben, auch verrückte …
Also lass uns doch Geschichten schreiben, die wir später gern erzählen. Lass uns nachts lange wach bleiben, aufs höchste Hausdach der Stadt lachend und vom Takt frei die tollsten Lieder singen. Lass uns Feste wie Konfetti schmeißen, sehen, wie sie zu Boden reisen… Und lass mal an uns selber glauben. Ist mir egal, ob das verrückt ist und wer genau guckt, sieht, dass Mut auch bloß ein Anagramm von Glück ist. Und wer immer wir auch waren, lass mal werden, wie wir sein wollen… Der Sinn des Lebens ist Leben…

Wir können unser Leben selber wählen …
Lass uns möglichst viele Fehler machen und möglichst viel aus ihnen lernen. Lass uns jetzt schon Gutes sähen, damit wir später Gutes ernten. Lass uns alles tun, weil wir können und nicht müssen. Weil… jetzt sind wir jung und lebendig und das soll ruhig jeder wissen und unsere Zeit, die geht vorbei. Das wird sowieso passieren und bis dahin sind wir frei. Und es gibt nichts zu verlieren… Denn das Leben das wir führen wollen, können wir selber wählen. Also los. Schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen. Und eines Tages Baby, werden wir alt sein, oh Baby, werden wir alt sein und an all die Geschichten denken, die für immer unsere sind.

Ist dieser Slam Kitsch? Oder spricht Julia aus, was alle denken?
Ist das Rückzug in die eigene, kleine Welt? Oder Aufruf zum Aufbruch?
Ist sie nur gute Schauspielerin? Oder sind das echte Gefühle?

Was meint ihr dazu? Schreibt doch selbst mal einen Text als “Selbstporträt”!
 

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  • Hier der Text, den ich schreiben würde …
  • In meiner Stadt/ in meinem Land: Bei uns …
  • Ich finde, … Meiner Meinung nach …

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