Partner

Eine Scheidung -

ein großer Einschnitt im Leben.

Silke erzählt …

Seit einem Jahr ist Silke geschieden …

Silke, die 37-jährige Mutter eines Sohnes, lebt allein in der Nähe einer Großstadt und hat einen guten Job in einer leitenden Position. Seit einem Jahr ist sie geschieden und teilt sich die Erziehung ihres siebenjährigen Sohnes David mit dessen Vater. Silke ist mit ihrer Lebenssituation sehr glücklich. Sie genießt ihre Freiheit und nimmt sich Zeit für sich und die Dinge und Menschen, die ihr wichtig sind.

Silke war neun Jahre verheiratet – sie kennt also auch die andere Seite: Das Leben in einer festen Partnerschaft.

Wie hat die Scheidung Silkes Leben verändert?

Seit wann sind Sie geschieden?
Ich war neun Jahre verheiratet und bin seit einem Jahr geschieden.

Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Ex-Mann?
David ist eine Woche bei mir und eine Woche bei meinem Ex-Ehemann Claus. Das klappt sehr gut. Denn Claus und ich, wir haben ein gutes, freundschaftliches und wertschätzendes Verhältnis. Wir tauschen uns aus über die Erziehung, machen montags eine Übergabe. Unser Sohn macht das gut mit. Er hat sich daran gewöhnt, dass er zwei Lebensmittelpunkte und zwei Kinderzimmer hat. Ich finde das relativ entspannt.

Was war der Grund für Ihre Trennung?
Das sind ja immer mehrere Gründe. Der Auslöser war: Ich hatte mich verliebt – wobei ich diesen Mann heute eher als „Fluchthelfer“ bezeichnen würde. Er hat mir die Augen geöffnet und ich habe in dem Sinne noch mal auf die Beziehung geguckt und mich gefragt: Was vermisse ich? Wo geht es gar nicht? Wie habe ich mich verändert? Und das war dann das Erschreckende, dass ich gemerkt habe: Ich habe mich völlig verändert und war nicht mehr die Silke, die ich am Anfang unserer Ehe war. Nicht mehr so lebendig, nicht mehr so bunt. Ich habe ein Leben einer Mitte Fünfzigjährigen geführt und war noch nicht einmal Mitte Dreißig. Wir waren mit vielen Idealen gestartet, waren das ideale Paar – nach außen hin. Und das dann einzureißen, sich einzugestehen: Das stimmt ja so gar nicht – das war schon schmerzhaft. Aber ich wollte den Weg zu mir selbst finden und gehen. Das war mir dann klar.

Wie ist die Trennungszeit verlaufen?
Ich bin ausgezogen, habe mir eine ganz kleine Wohnung gesucht, die ich selber finanzieren konnte. Claus und ich wollten eine Mediation machen, uns also außergerichtlich einigen. Und dann kam das Trennungsjahr, wo ich in meiner eigenen Wohnung gelebt habe. Ich habe mich dann auch von dem anderen Mann getrennt und mich auch erstmal auf mich selbst konzentriert. So eine Trennung ist sehr kräftezehrend. Deshalb habe ich dann auch eine Mutter-Kind-Kur gemacht, um wieder zu Kräften zu kommen. Dann haben wir einen externen Vermittler gehabt, der uns geholfen hat, alles auseinander zu dividieren: Rentenansprüche, Vermögen, Haus, Sorgerecht. Nach fünf Mediations-Sitzungen hatten wir uns geeinigt und dann wurden wir formal geschieden.

Was schätzen Sie an Ihrem jetzigen Status besonders?
Ich schätze meine sehr, sehr große Freiheit, das zu tun, wozu ich Lust habe. Meine Wohnung einzurichten, wie es mir gefällt. Meine Zeitabläufe zu planen, abends wegzugehen, alleine loszuziehen, die Welt vielfältiger zu erleben, Sehnsucht wieder wahrzunehmen. Und mich wieder zu spüren in meinen Facetten, meinen Hochs und Tiefs. Mit den Freunden mich zu treffen, auf die ich Lust habe. Dass ich wieder mehr ich bin.
 

Eheschließungen und Scheidungen in Deutschland
Jahr Ehe-
schließungen
Ehe-
scheidungen
Scheidung
nach 25 Ehejahren (in %)
Scheidung
nach 45 Ehejahren (in %)
1990 516.388 154.786 27,4 29,3
1995 430.534 169.425 30,9 33,2
2000 418.550 194.408 37,3 40,3
2005 388.451 201.693 40,4 44,2
2010 382.047 187.027    
Quelle:Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Was vermissen Sie?
Ich vermisse nicht wirklich viel. Eigentlich nur manchmal den Austausch über unseren gemeinsamen Sohn, sich gemeinsam zu freuen, über Dinge, die David gelernt oder gesagt oder getan hat. Das kriegen wir manchmal hin in gemeinsamen Telefonaten. Das würde ich mir manchmal noch mehr wünschen.

Wie haben Freunde und Familie auf die Trennung reagiert?
Meine Mutter hat sehr schnell verstanden, worum es mir geht. Mein Vater und mein Bruder waren viel skeptischer. Die beiden haben bestimmt ein halbes Jahr gebraucht, um meine Entscheidung nachzuvollziehen. Ich hatte viel mehr damit gerechnet, dass die Freunde meines Mannes mir sagen würden: Du böse Ehebrecherin! Es hat mich aber keiner verurteilt. Auch niemand aus der Familie meines Ex-Mannes, die ja auch mit ihrem Sohn mitgelitten haben. Die haben mir gegenüber relativ viel Verständnis geäußert, das hat mich sehr überrascht.

Wie würden Sie Ihren Status jetzt beschreiben?
Ich bin geschieden, Teilzeit allein erziehend, und ich bin in einer Liaison mit einem Mann. Und genieße meine Freiheit. Es ist schön, mit einem Mann die schönen Seiten des Lebens zu teilen. Ich suche keinen Mann, der für David Vaterersatz ist. Ich suche auch keinen Mann, um eine neue kleine Familie zu gründen. Ich habe nicht das Ziel, wieder was ganz Enges zu haben. So wie es jetzt ist, ist es gut.
 

Alle Beiträge und Kommentare zu PARTNER lesen

  • Eine Scheidung ist meiner Meinung nach …
  • In meiner Stadt/ in meinem Land: Bei uns …

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder verteilt. Benötigte Felder sind mit * markiert

*
*

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Partner und getagged , . Bookmarken: Permanent-Link. Eigenen Beitrag schreiben oder ein Trackback hinterlassen: Trackback-URL.