“Nationaltugenden” oder “Nationaluntugenden”? Gibt es das?
Seit Friedrich II. – genannt “der Große” oder einfach “der Alte Fritz” – ist von preußischen Tugenden immer wieder die Rede. Er regierte von 1740 bis 1786 und er hat Preußen in dieser Zeit zu einem mächtigen Staat in Europa gemacht. Nicht nur die Aufklärung – in Freundschaft mit Voltaire – hat Friedrich der Große den Deutschen gebracht, sondern auch Kriege. Inzwischen sind die Staaten Europas zusammengewachsen, kriegerische Auseinandersetzungen gehören der Vergangenheit an. Deshalb wird es in Zukunft weniger um die Frage nach “deutschen” Tugenden und Untugenden gehen als vielmehr um die Frage, für welche Tugenden die Europäer eintreten möchten.
Im folgenden Aphorismen und Gedanken von deutschen Dichtern, Philosophen und Schriftstellern zu diesem Thema.
Nur Liebe gibt allen Tugenden, dass sie Tugend heißen dürfen.
Meister Eckhart, (1260 – 1327), deutscher Mystiker
Tugend als Grundton des Lebens ist Geradheit und Stärke des Charakters, Krummheit und Schwäche desselben ist Untugend.
Immanuel Kant, (1724 – 1804), Philosoph
Die Tugend, die keinen anderen Grund hat als ein »was werden die Leute sagen«, die verdient diesen Titel sehr wenig.
Gotthold Ephraim Lessing, (1729 – 1781), Dichter und Philosoph
Dem Dieb sind alle Menschen Diebe; Mörder dem Mörder alle. So färbt das Gewissen, das Augenglas, wodurch die Seele sieht; wer nicht an Tugend glaubt, hat selber keine.
Gotthold Ephraim Lessing, (1729 – 1781), Dichter und Philosoph
Tugend ist Mut, immer nach den ewigen Gesetzen der Vernunft zu handeln.
Christoph Martin Wieland, (1733 – 1813), Dichter
Viele Menschen sehen die Tugend mehr im Bereuen der Fehler, als im Vermeiden derselben.
Georg Christoph Lichtenberg, (1742 – 1799), Aphoristiker
Tugend zu mißbrauchen ist gefährlich, weit gefährlicher, als keine haben.
Johann Gottfried von Herder, (1744 – 1803), Kulturphilosoph und Dichter
Hart kann die Tugend sein, doch grausam nie, unmenschlich nie.
Friedrich von Schiller, (1759 – 1805), Dichter; aus: Don Carlos
Eines Mannes Tugend erprobt allein die Stunde der Gefahr.
Friedrich von Schiller, (1759 – 1805), Dichter; aus: Maria Stuart
Tugend ist die moralische Stärke in Befolgung seiner Pflicht, die niemals zur Gewohnheit werden, sondern immer ganz neu und ursprünglich aus der Denkungsart hervorgehen soll.
Immanuel Kant, (1724 – 1804), Philosoph
Von Natur aus besitzen wir keinen Fehler, der nicht zur Tugend, keine Tugend, die nicht zum Fehler werden könnte.
Johann Wolfgang von Goethe, (1749 – 1832), Dichter
Mängel und Schicksale haben wir alle gemein; die Tugenden gehören jedem besonders.
Johann Wolfgang von Goethe, (1749 – 1832), Dichter
Ich liebe die große schöne Anlage auch in verdorbenen Menschen.
Friedrich Hölderlin, (1770 – 1843), Dichter
Tugend ist zur Energie gewordene Vernunft.
Friedrich von Schlegel, (1772 – 1829), deutscher Philosoph und Dichter
Wenn ich die Tugend nicht um der Tugend selbst willen liebe und tue, so liebe und tue ich sie aus einem nicht in ihr selbst liegenden, einem fremden, also untugendhaften Grunde. Es gibt kein anderes Prinzip der Tugend, als die Tugend selbst.
Ludwig Feuerbach, (1804 – 1872), Philosoph
Ich meine, solange sich die Tugend nicht schon auf Erden lohnt, wird die Ethik vergeblich predigen.
Sigmund Freud, (1856 – 1939), Begründer der Psychoanalyse
Welchen Weg soll Europa gehen? Wie schnell können wir uns von der Suche nach “Nationaleigenschaften” verabschieden? Wie soll unsere Zukunft aussehen?
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